GEMEINSCHAFTSSCHULE | ALBBRUCK
Revitalisierung Bestand oder Abriss und Neubau…
Gleich zu Beginn, stand die immer wiederkehrende Frage Revitalisierung des Bestandes oder Abriss und Ersatzneubau im Raum. Gemeinderat und Verwaltung priorisierten einen Neubau, gestützt durch allgemeine Vorurteile hinsichtlich einer wirtschaftlichen Revitalisierung eines Gebäudes der 50-er Jahre.
Nach Ortsbesichtigung 2019 waren wir als Architekten ad-hoc beeindruckt von dem 1958 entstandenen Schulhaus. Mit dem umgehen, was man vorfindet, so lautet vereinfacht, die Maxime beim Bauen im 21. Jahrhundert.
Vorgefunden wurde ein dem Alter entsprechend guter Zustand. Architektonisch war das Gebäude aufgrund seiner Typologie als langgestreckte Hangbebauung, aufgrund seiner soliden, robusten Materialität und vielen sinnigen Details der damaligen Epoche, als wertvoll einzustufen. Ein Abbruch und die Entsorgung wäre bei dieser Bausubstanz einer Verschwendung von Ressourcen und Energie gleichgekommen. Ein baukultureller Verlust mit Zeugen von nachkriegerischen Lebensweisen und Verhältnissen, von damaligen handwerklichen Techniken und dem Sinn für Gestaltung, galt es zu verhindern.
Das bauliche Erbe nicht einfach durch Abriss zu tilgen, sondern als historisches Gedächtnis zu betrachten und ins Heute weiter zu entwickeln. Davon war die Gemeinde / Gemeinderat letztendlich zu überzeugen. Entsprechend den Förderrichtlinien BW zur zukünftigen Ganztagesschule GS waren zusätzlich differenzierte Schulräume / Infrastruktureinrichtungen dem damaligen Bestand hinzuzufügen. Das sind weitere Klassenzimmer, Räume für das Lehrerkollegium, eine Aula, eine Mensa mit Potential im Freien.
Fügung von Alt mit Neu
Die bestehende „Textur“ der Fassaden basiert auf der Grundlage einer Stahlbeton -Skelett-Konstruktion der späten 1950-er Jahre. Die Ausfachung mit gelblichem Klinker wurde unangetastet belassen, auch im Innenbereich des Bestandes als robuste Oberfläche. Lediglich die horizontalen Fensterbänder in klarem Rhythmus und markanten Lüftungsklappen wurden aus energetischen Gründen als Holz-Alu-Fenster erneuert.
Klinkerfassaden, rhythmisch angeordnete Fensterbandelementierung, naturgraues Zementfaser-Wellplatten-Dach mit ausladendem Dachvorsprung verbleiben prägend für den Bestand. Die Eingangsloggia hebt sich signifikant von der langgestreckten talseitigen Gebäudezeile ab, bewahrt die Authentizität und Identität der 50-er Jahre Epoche.
Nicht weniger signifikant zeigt sich der durch ein offenes Verbindungsdach abgelöste Mensa-Baukörper mit gestaffelten Pultdächern als westlicher Kopfbau. Aus einem früheren untergeordneten Fachraumtrakt mit Nebenräumen wurde eine helle, räumlich eindrucksvolle Mensa entwickelt. Die Freisitzfläche hierzu lässt sich mit dem Außenraum zur Aula hin kombinieren. Die Pulte der Erweiterung sind in gleichen, schlichten, naturgrauen Zementfaser-Wellplatten eingedeckt, so dass insgesamt eine gegliederte und dennoch ruhige Dachlandschaft das Erscheinungsbild Alt + Neu zusammenfügt.
Hangübergreifende Baukörper nach Norden
Diese zeigen in besonderem Maß die Fügung von Alt mit Neu. Die Fortführung der Klinkerfassade, sandfarbig, mit der rauen Haptik eines Wasserstrich-Steines, ist als Referenz an die Klinkerfassade des Bestandes zu sehen, ohne diese zu imitieren. Die einzelnen an den Bestand angedockten Kuben bilden mit den dazwischen liegenden Lichthöfen gute Außenbezüge, bringen jetzt Tageslicht in das bislang eher unterbelichtete Sockelgeschoss. Die dortigen Aufenthaltszonen werden angemessen aufgewertet.
Energie / Lufthygiene
Die Heizung wird nach wie vor bedient über das Nahwärmenetz mit BHKW. Eine Abkehr von fossilen Brennstoffen steht für die nächsten Jahre noch an. Zur Reduzierung von Lüftungswärmeverlusten wurden die Klassenzimmer mit kontrollierter Lüftung (Einzelgeräte mit WäRG) ausgestattet. Dieser Komfort begünstigt die Konzentration im Unterricht. Ein konventioneller Luftaustausch über Fensterklappen ist ebenfalls möglich. Die Be- und Entlüftung von Aula und Mensa ist entkoppelt konzipiert.
Jetzt, 1 Jahr später….
Der Schulbetrieb wurde nach Erweiterung, Umbau und umfangreicher Sanierung im Herbst 2023 in einem modernen, attraktiven Gebäude, wieder aufgenommen. Hier steht jetzt eine Schule mit Ausstrahlung und positiver Wahrnehmung nach außen. Die Gemeinde ist stolz über den erzielten Mehrwert in Ortsmitte. Es wurde eine wirtschaftliche Umsetzung erzielt, frühere Bedenken sind ausgeräumt.
Die immer wiederkehrende Frage - Revitalisierung eines Bestandes oder Abriss und Neubau - ist jetzt anderen Projekten vorenthalten.
Bauherr:
Standort:
Bauzeit:
Projektleiter:
Mitarbeit:
Bauleitung:
Fotografie:
Gemeinde Albbruck
Albbruck
2021-2024
Armin Stoll
Olaf Herzog, Esther Perales Terrasa, Patricia Heizmann, Daniel Schwarz
Bastian Streicher
Olaf Herzog
Revitalisierung Bestand oder Abriss und Neubau…
Gleich zu Beginn, stand die immer wiederkehrende Frage Revitalisierung des Bestandes oder Abriss und Ersatzneubau im Raum. Gemeinderat und Verwaltung priorisierten einen Neubau, gestützt durch allgemeine Vorurteile hinsichtlich einer wirtschaftlichen Revitalisierung eines Gebäudes der 50-er Jahre.
Nach Ortsbesichtigung 2019 waren wir als Architekten ad-hoc beeindruckt von dem 1958 entstandenen Schulhaus. Mit dem umgehen, was man vorfindet, so lautet vereinfacht, die Maxime beim Bauen im 21. Jahrhundert.
Vorgefunden wurde ein dem Alter entsprechend guter Zustand. Architektonisch war das Gebäude aufgrund seiner Typologie als langgestreckte Hangbebauung, aufgrund seiner soliden, robusten Materialität und vielen sinnigen Details der damaligen Epoche, als wertvoll einzustufen. Ein Abbruch und die Entsorgung wäre bei dieser Bausubstanz einer Verschwendung von Ressourcen und Energie gleichgekommen. Ein baukultureller Verlust mit Zeugen von nachkriegerischen Lebensweisen und Verhältnissen, von damaligen handwerklichen Techniken und dem Sinn für Gestaltung, galt es zu verhindern.
Das bauliche Erbe nicht einfach durch Abriss zu tilgen, sondern als historisches Gedächtnis zu betrachten und ins Heute weiter zu entwickeln. Davon war die Gemeinde / Gemeinderat letztendlich zu überzeugen. Entsprechend den Förderrichtlinien BW zur zukünftigen Ganztagesschule GS waren zusätzlich differenzierte Schulräume / Infrastruktureinrichtungen dem damaligen Bestand hinzuzufügen. Das sind weitere Klassenzimmer, Räume für das Lehrerkollegium, eine Aula, eine Mensa mit Potential im Freien.
Fügung von Alt mit Neu
Die bestehende „Textur“ der Fassaden basiert auf der Grundlage einer Stahlbeton -Skelett-Konstruktion der späten 1950-er Jahre. Die Ausfachung mit gelblichem Klinker wurde unangetastet belassen, auch im Innenbereich des Bestandes als robuste Oberfläche. Lediglich die horizontalen Fensterbänder in klarem Rhythmus und markanten Lüftungsklappen wurden aus energetischen Gründen als Holz-Alu-Fenster erneuert.
Klinkerfassaden, rhythmisch angeordnete Fensterbandelementierung, naturgraues Zementfaser-Wellplatten-Dach mit ausladendem Dachvorsprung verbleiben prägend für den Bestand. Die Eingangsloggia hebt sich signifikant von der langgestreckten talseitigen Gebäudezeile ab, bewahrt die Authentizität und Identität der 50-er Jahre Epoche.
Nicht weniger signifikant zeigt sich der durch ein offenes Verbindungsdach abgelöste Mensa-Baukörper mit gestaffelten Pultdächern als westlicher Kopfbau. Aus einem früheren untergeordneten Fachraumtrakt mit Nebenräumen wurde eine helle, räumlich eindrucksvolle Mensa entwickelt. Die Freisitzfläche hierzu lässt sich mit dem Außenraum zur Aula hin kombinieren. Die Pulte der Erweiterung sind in gleichen, schlichten, naturgrauen Zementfaser-Wellplatten eingedeckt, so dass insgesamt eine gegliederte und dennoch ruhige Dachlandschaft das Erscheinungsbild Alt + Neu zusammenfügt.
Hangübergreifende Baukörper nach Norden
Diese zeigen in besonderem Maß die Fügung von Alt mit Neu. Die Fortführung der Klinkerfassade, sandfarbig, mit der rauen Haptik eines Wasserstrich-Steines, ist als Referenz an die Klinkerfassade des Bestandes zu sehen, ohne diese zu imitieren. Die einzelnen an den Bestand angedockten Kuben bilden mit den dazwischen liegenden Lichthöfen gute Außenbezüge, bringen jetzt Tageslicht in das bislang eher unterbelichtete Sockelgeschoss. Die dortigen Aufenthaltszonen werden angemessen aufgewertet.
Energie / Lufthygiene
Die Heizung wird nach wie vor bedient über das Nahwärmenetz mit BHKW. Eine Abkehr von fossilen Brennstoffen steht für die nächsten Jahre noch an. Zur Reduzierung von Lüftungswärmeverlusten wurden die Klassenzimmer mit kontrollierter Lüftung (Einzelgeräte mit WäRG) ausgestattet. Dieser Komfort begünstigt die Konzentration im Unterricht. Ein konventioneller Luftaustausch über Fensterklappen ist ebenfalls möglich. Die Be- und Entlüftung von Aula und Mensa ist entkoppelt konzipiert.
Jetzt, 1 Jahr später….
Der Schulbetrieb wurde nach Erweiterung, Umbau und umfangreicher Sanierung im Herbst 2023 in einem modernen, attraktiven Gebäude, wieder aufgenommen. Hier steht jetzt eine Schule mit Ausstrahlung und positiver Wahrnehmung nach außen. Die Gemeinde ist stolz über den erzielten Mehrwert in Ortsmitte. Es wurde eine wirtschaftliche Umsetzung erzielt, frühere Bedenken sind ausgeräumt.
Die immer wiederkehrende Frage - Revitalisierung eines Bestandes oder Abriss und Neubau - ist jetzt anderen Projekten vorenthalten.